Ganzheitliche Energielösungen durch Sektorenkopplung

  31. August 2022

Elektromeister Jens Utesch parametriert das Hauskraftwerk von E3DC – ein notstromfähiger Stromspeicher


Wenn der Übergang zu erneuerbaren Energien in der Gebäude- und Heiztechnik gelingen soll, dann sind ganzheitliche Lösungen gefragt. Einzellösungen haben durchaus Vor- und Nachteile, die nur in Kombination voll ausgeschöpft oder behoben werden können. Laut Jan Holewa, Geschäftsführer in der Unternehmensgruppe GLUTH aus Neubrandenburg, heißt das Zauberwort Sektorenkopplung. Im Interview mit Wirtschaftsforum erläutert er, wie diese zur Maximierung der Effizienz eingesetzt werden kann.

Wirtschaftsforum: Herr Holewa, was ist unter dem Begriff Sektorenkopplung zu verstehen?

Jan Holewa: Nur durch die Kombination verschiedener Wärme- und Energiequellen können wir eine ausreichende und bedarfsgerechte Versorgung gewährleisten. Deshalb liegt unser Fokus auf der Sektorenkopplung. Damit meinen wir die ganzheitliche Betrachtung der sonst getrennten Gewerke. Als Unternehmen können wir diese Lösungen aus einer Hand liefern. Unsere bisherige Entwicklung macht das möglich.

Wirtschaftsforum: Was waren die wichtigsten Meilensteine der Firmengeschichte?

Jan Holewa: Nach der Gründung 1990 als traditionelles Heizungs-, Lüftungs- und Sanitär-unternehmen haben wir unser Leistungsspektrum ständig weiter- und ausgebaut. Über die Gluth Anlagenbau GmbH bieten wir innovative Lösungen für den gesamten Bereich der Nah- und Fernwärmeversorgung. Wir bauen bedarfsgerechte und projektoptimierte Anlagen, die auf die individuellen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Diese reichen von der dezentralen Versorgung von Wohnungen mit Heizung und Warmwasserbereitung durch Wohnungsstationen über Fernwärmekompaktstationen bis hin zum Spezialanlagenbau. Als die Maschinen und Anforderungen immer komplexer wurden und sich unser Schwerpunkt auf maßgeschneiderte Lösungen verlagerte, entwickelten wir unsere eigene Steuerungssoftware. Dieser Bereich wurde in die Gluth Regelungstechnik GmbH ausgegründet. Schließlich haben wir die Gluth Energiedienstleistungen GmbH gegründet, um die Kompetenzen der anderen Bereiche zu bündeln und die Energieversorgung in Bestandsgebäuden zu optimieren.

Wirtschaftsforum: Wie funktioniert die Sektorenkopplung in der Praxis?

Jan Holewa: Um das Ziel einer nachhaltigen Energieunabhängigkeit zu erreichen, müssen wir uns mit dem Wärme- und Energiebedarf sowie den entsprechenden Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Je nach Ausgangslage sind enorme Energieeinsparungen möglich, wodurch sich die höheren Anschaffungskosten schnell armortisieren. Unsere Leidenschaft ist die Energieeffizienz. Durch den Einsatz hocheffizienter, leistungsstarker und intelligent vernetzter Systeme können wir Energieeinsparungen von teilweise mehr als 50% erzielen, Projektamortisierungen von unter drei Jahren sind hier durchaus möglich!

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Einstellung der Kunden in den letzten zehn Jahren verändert?

Jan Holewa: Wo früher die ideologische Überzeugung zugunsten einer umweltfreundlichen Lösung die höheren Anschaffungskosten überwogen hat, legen die Kunden heute noch mehr Wert auf Energieunabhängigkeit. Im Idealfall möchten sie komplett autark sein. Die Entwicklung geht eindeutig hin zu den erneuerbaren Energien. Besonders effizient ist die Kombination einer Wärmepumpe mit Photovoltaik. Hinzu kommen heute häufig Speichermöglichkeiten, um den produzierten Strom selbst zu nutzen. So können die größten Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen erzielt werden.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Ansätze gibt es in diesem Bereich?

Jan Holewa: Der Kostenfaktor ist für viele Ansporn und Hürde zugleich. Deshalb arbeiten wir an kostenoptimierten Ansätzen. Wir bauen und betreiben beispielsweise komplette Anlagen selbst und verkaufen die erzeugte Energie pro kWh an den Endkunden im Contracting-Modell.

Wirtschaftsforum: Wie entwickelt sich der Markt zurzeit?

Jan Holewa: Wir arbeiten sowohl für private und gewerbliche Kunden als auch für die Industrie und die öffentliche Hand. Unser Ziel ist es, ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Beratung über mögliche Förderungen anzubieten. Wir kooperieren zudem mit einer Bank im Hintergrund, die es uns ermöglicht, ebenfalls die Finanzierung der Anlage anzubieten. Im privaten Bereich und bei den kleineren Anlagen steigen die Anfragen um das zwei- bis dreifache. Die ohnehin erhöhte Nachfrage der letzten Jahre wird durch die steigenden Energiekosten weiter nach oben getrieben. Auch der Gedanke, dass der Gashahn jederzeit zugedreht werden könnte, konzentriert die Gemüter. Bei acht von zehn Anfragen will der Kunde eine Wärmepumpe einsetzen. Noch vor wenigen Jahren stand die Brennwerttechnologie ganz oben. Heute ist es umgekehrt und wird in Zukunft sicherlich auch so bleiben.

Wirtschaftsforum: Stichwort Zukunft: Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Jan Holewa: Wir wollen den Ausbau von ganzheitlichen Lösungsansätzen weiter nach vorne treiben. Das Ziel ist es, bessere, günstigere und effizientere Lösungen anbieten zu können. Wir wollen zudem eine langfristige Kundenbindung erzielen. Wir sind sehr viel in unserer Heimatregion unterwegs und profitieren sehr stark von Mund-zu-Mund-Propaganda. Mit unserer Regelungstechnik sind wir in ganz Deutschland aktiv. Trotz der Herausforderungen durch Materialengpässe und Lieferverzögerungen sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Wärme- und Energieautarkie von Gebäuden ist heute das Topthema bei der Gebäudeplanung. Da sind wir ganz vorne dabei.

 
Quelle: https://www.wirtschaftsforum.de/interviews/owe-gluth-gmbh/ganzheitliche-energieloesungen-durch-sektorenkopplung
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